18.- 19. April 2024
Fragen Sie Ihren Arzt UND Apotheker – eine erfolgreiche Kooperation zum Wohle des Patienten
17.11.2023 - 08:31

Fragen Sie Ihren Arzt UND Apotheker – eine erfolgreiche Kooperation zum Wohle des Patienten

Eine enge Zusammenarbeit von Medizinern und Pharmazeuten kann die medikamentöse Versorgung in der Klinik verbessern. Wie lässt sich die Kooperation am besten umsetzen? Welche Vorteile ergeben sich für die Patienten konkret? Fest steht: Die Teamarbeit lohnt sich in vielerlei Hinsicht – auch finanziell.

Über ihre Erfahrungen aus der Praxis und die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit berichten auf dem Berlin Brain Summit 2024 Martina Hahn und Sibylle C. Roll, beide vom varisano Klinikum Frankfurt Höchst.

Die Therapie von psychiatrischen Patientinnen und Patienten ist üblicherweise sehr komplex. Sie leiden häufig an verschiedenen Krankheiten und nehmen zahlreiche unterschiedliche Arzneimittel ein. Es gilt daher, die möglichen pharmakologischen Interaktionen und Nebenwirkungen der Therapie abzuschätzen, zu beobachten und zu analysieren. Außerdem müssen die Betroffenen umfangreich aufgeklärt und beraten werden.

Als wichtiger Baustein dieser anspruchsvollen Behandlung hat sich die enge Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern erwiesen. Die unterschiedlichen, sich ergänzenden Kompetenzen der beiden Berufsgruppen können zu Synergien, gar zu einer erfolgreicheren und besseren Therapie führen. Apotheker erledigen zum Beispiel Interaktionschecks bei Medikamenten von polypharmazeutischen Patienten in der Regel viel rascher als Ärzte. Auch bei Fragen zur Dosierung oder Darreichungsform können sie unterstützen und beraten. Ärzte wiederum sparen dadurch Zeit ein und können sich vermehrt der Patientenbetreuung widmen. Die Teamarbeit steigert also sowohl die Qualität als auch die Arzneimittelsicherheit der Therapie.

Eines der bekanntesten Konzepte zur pharmazeutischen Betreuung in der Psychiatrie ist das „Eichberger Modell“. Entwickelt wurde es 2009 von der klinischen Pharmazeutin und Fachapothekerin Professorin Dr. Martina Hahn und der Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Professorin Dr. Sibylle C. Roll. Das Modell basiert auf einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit – idealerweise in einem Tetralog aus Patient, Arzt, Pflegekraft sowie klinischem Pharmazeut, der Teil des Stationsteams ist. Das Konzept wurde ab 2011 in der Vitos Klinik Eichberg erstmals erfolgreich umgesetzt und bereits mehrfach mit Fachpreisen ausgezeichnet.

Im Rahmen des Projekts wurden fast ein Jahrzehnt lang verschiedene Ansätze zu therapeutischem Drug Monitoring, Arzneimitteltherapiesicherheit und Pharmakogenetik in der Psychiatrie untersucht. Es zeigte sich etwa, dass die Unterstützung durch Apotheker auf Station zu einer sehr hohen Akzeptanz der Medikamentenempfehlungen führt und die Patientenzufriedenheit steigt. Die Expertise einer klinischen Pharmazeutin kann dabei helfen, Arzneimittelinteraktionen zu vermeiden und damit letztendlich die Morbidität und Mortalität der Patientenzu reduzieren. Auch finanziell lohnt es sich.  Kliniken können Beträge im sechsstelligen Bereich pro Jahr einsparen.

Wie implementiert man also die Zusammenarbeit am besten? Welche Hürden und Herausforderungen gilt es zu bewältigen? Wo liegen die Vorteile für Pflege und Patienten? Über ihre Erfahrungen aus der Praxis und die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit berichten auf dem Berlin Brain Summit 2024 Martina Hahn und Sibylle C. Roll, beide vom varisano Klinikum Frankfurt Höchst. Ein Symposium über eine erfolgreiche Teamarbeit, die sich bereits seit vielen Jahren bewährt.

 

Literatur:

Martina Hahn & Sibylle C. Roll: Das Eichberger Modell, Psychiatrische Pflege Heute 21(03): 142-144 (2015) https://doi.org/10.1055/s-0035-1551952

Sibylle C. Roll & Martina Hahn: Das Eichberger Modell- Eine klinische Pharmazeutin im Klinikteam einer psychiatrischen Fachklinik zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit, Hessisches Ärzteblatt 9 (2017) https://www.laekh.de/fileadmin/user_upload/Heftarchiv/PDFs_ganze_Hefte/2023/HAEBL_04_2023.pdf

Sibylle C. Roll & Martina Hahn: Eichberger Modell – Wirtschaftlichkeit einer klinischen Pharmazeutin im Klinikteam. Arzneiverordnung in der Praxis 45 (4) (2018) https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/201804/013.pdf