Aktuelle Leitlinien in der Neurologie und Psychiatrie
Leitlinien helfen, Erkrankungen optimal zu diagnostizieren und zu therapieren. Sie werden ständig weiterentwickelt. Was ist bei den aktuellen Leitlinien in der Neurologie und Psychiatrie wichtig? Was ist neu?
In der Gesundheitsversorgung müssen Ärzte und Ärztinnen täglich weitreichende Entscheidungen treffen. Unterstützt werden sie dabei von Diagnose- und Behandlungsleitlinien – das sind systematisch entwickelte Aussagen, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand wiedergeben. Sie enthalten konkrete Handlungsempfehlungen, die eine angemessene und hochwertige Versorgung bei spezifischen Gesundheitsproblemen gewährleisten sollen. Leitlinien sind ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen, zudem fördern sie die Transparenz medizinischer Entscheidungen. Sie entbinden den Arzt jedoch nicht von der Pflicht, in jedem individuellen Fall zu überprüfen, ob die Leitlinien anwendbar sind.
Bei etlichen neurodegenerativen Erkrankungen, allen voran Alzheimer und Parkinson, entwickeln sich vielversprechende Ansätze für die Therapie und Diagnostik rasant. Und auch bei manchen psychischen Störungen gibt es immer wieder neue Medikamente oder anderweitige therapeutische Interventionen. Wie gut hilft eine neue Behandlungsmethode? Bei welcher Patientengruppe? Welche Nebenwirkungen treten auf? Solche Fragen werden in der Leitlinienentwicklung erörtert, um sowohl Nutzen als auch Schaden von Diagnose- und Therapieansätzen zu evaluieren und mit alternativen Vorgehensweisen zu vergleichen. Immer mehr Menschen sind außerdem von neurodegenerativen Erkrankungen betroffen, weil die Gesellschaft älter wird. Innovative Therapiemaßnahmen stehen daher in einem Spannungsfeld zwischen Umsetzbar- und Bezahlbarkeit. Auch solche Aspekte spiegeln sich in der Leitlinienentwicklung wider.
Zur Qualitätssicherung bei der Leitlinienentwicklung stellt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der deutsche Dachverband von 182 Fachgesellschaften der Medizin, ein Regelwerk zur Verfügung. Darin sind unter anderem praktische Hilfestellungen zur Entwicklung von aktuellen und hochwertigen Leitlinien enthalten, sowie Regeln für das Leitlinien-Register. Das AWMF-Regelwerk wird nach Bedarf fortgeschrieben und ausgebaut.
Bei der Erstellung von praxisbezogenen Leitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie – etwa für ADHS, Autismus, Depression, Demenz oder Schizophrenie und Zwangsstörungen spielt in Deutschland die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPNN) eine zentrale Rolle. Der Vorstand der DGPPN bereitet die Leitlinien-Entwicklung vor und wird dann bei der Realisierung von anderen Akteuren aus der Gesundheitsversorgung und Forschung unterstützt. Gemeinsam tragen die Beteiligten Wissen aus unterschiedlichen Quellen zusammen und begutachten unterschiedliche Therapiemaßnahmen. Die bisherigen Erkenntnisse aus der Vergangenheit werden diskutiert und die Evidenz zu bestimmten Vorgehensweisen in der Gesundheitsversorgung systematisch bewertet.
Im Symposium berichten drei Fachleute, die bei jeweils einer Leitlinienentwicklung beteiligt waren, über ihre Erfahrungen und die Neuerungen.
- Professor Dr. med. Richard Dodel, Chefarzt und ärztlicher Leiter des Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen informiert über Neuerungen bei der S3-Leitlinie Demenzen.
- Professor Dr. med. Georg Ebersbach ist Chefarzt des Neurologischen Fachkrankenhauses für Bewegungsstörungen/Parkinson der Kliniken Beelitz und diskutiert die S2k-Leitlinie Parkinson.
- Professor Dr. med. Christian Otte, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Universitätsmedizin Berlin, referiert über die Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression.
Wie entstehen Leitlinien in der Praxis? Welche Herausforderungen gibt es? Was ist neu? Was ist wichtig? Ein Symposium ganz im Sinne einer evidenzbasierten und möglichst erstklassigen medizinischen Versorgung auf breiter Ebene.
Quellen: